Hattinger Kreuz-Weg
2012
4 Rathausplatz
4 Rathausplatz

Hattinger Kreuz-Weg 2011
Impuls IV
Standort Rathausplatz

Zwei Balken überkreuz zusammengenagelt:
Das Kreuz war vorbereitet,
um einen Verurteilten dranzuhängen.
„Kreuzige ihn“
schrie die Masse damals auf der Straße,
Und war nicht zu halten.
Zwischen Markttreiben und
Alltagsgeschäften war die Stimmung gekippt.
Kurz zuvor noch hatten sie Jesus zugejubelt.
Jetzt zeigten die im Vorfeld gesponnenen Intrigen ihre Wirkung.
Und der Verantwortliche?
Pilatus wand sich.
Hin und her gerissen zwischen Machtkalkül und Prinzipien
versuchte er sich irgendwie herauszuwinden.
Später hieß es von ihm: „Er wusch seine Hände in Unschuld“.
Und doch ist völlig klar: Genau das geht nicht!
Die Verantwortlichen in Rathäusern, Landesparlamenten, Kanzlerämtern
stehen bis heute immer wieder vor dieser Grundfrage:
Was heißt es, Verantwortung zu übernehmen, wenn konkretes Handeln gefordert ist?
Libyen-Krieg, AKW-Laufzeiten, Soziale Gerechtigkeit, Informationsarbeit von Tepco ...
Die Hände in Unschuld waschen geht nicht.
Bei Pilatus war der vermeintlich einfachere Weg eindeutig der Falsche.
Wer Verantwortung übernimmt, hat es nie leicht.
Wer Entscheidungen trifft, positioniert sich, auch wenn er das nicht will.
Handelnde Hände können schmutzig werden, so oder so.
Und beileibe nicht nur bei Politikern!
Die Bereitschaft ist bei allen hoch, um eigener Vorteile willen
Unrecht oder falsche Wege zuzulassen.
Der Kreuz-Weg Jesu entlarvt, wie wir Menschen schuldig werden.
Vorm Kreuz stellt sich für jeden die Frage:
Wo halte ich mich raus, wo und wie muss ich mich einmischen?
Wo lasse ich mich mit der Masse treiben,
wo sind gerade die, die gemeinsam auf die Straße gehen, im Recht?
Wo und wie übernehme ich Verantwortung,
auch wenn ich weiß, dass der Preis hoch ist?
Die Worte und Taten dessen, der am Kreuz endete, sind bis heute für alle,
die verantwortlich handeln und leben wollen, eine klare Orientierung.

Frank Bottenberg